Pressemitteilung der Altdorfer Waldbesetzung am 10. April 2021

Bericht zum Vorfall am 10.4.2021

Am 10.4.2021 kam es zu einem Übergriff auf die Altdorfer Waldbesetzung. Die Schwäbische berichtete [1]. Wir baten die Polizei um Nichtveröffentlichung des Vorfalls, da wir Sorge haben, dass durch die Veröffentlichung eine Eskalationsspirale in Gang gesetzt wird, die wir unter allen Umständen vermeiden möchten. Der Wald soll der friedfertige Ort bleiben, der er momentan ist. Zumal lenkt der Vorfall vom Schutz des Altdorfer Walds und von Klimagerechtigkeit ab.

Der veröffentlichte Bericht enthält aber gravierende Fehler, die wir richtigstellen müssen. Unten folgt unsere ungekürzte Stellungnahme zu dem Vorfall, wie wir sie auch am 11.4.2021 an die Polizei übermittelten.

[1] https://www.schwaebische.de/landkreis/landkreis-ravensburg/vogt_artikel,-fahrzeug-bei-vogt-beworfen-polizei-ermittelt-_arid,11351082.html

Anfahrt

Auf dem Weg von Weingarten nach Wolfegg befindet sich das Baumhausdorf kurz vor der Abzweigung Grund rechts im Wald. Parkplätze sind vorhanden. Nah an der Besetzung hält die Buslinie 7534 (Haltestelle “Vogt Abzw. Grund im Wald”). Koordinaten: 47.810973, 9.76126. Karte: https://www.openstreetmap.org/node/8481053203

Kontakt

Ingo Blechschmidt (+49 176 95110311) stellt gerne den Kontakt zu den Waldbesetzer*innen her. Es gibt keine autorisierte Gruppe und kein beschlussfähiges Gremium, das “offizielle Gruppenmeinungen” für die Besetzung beschließen könnte. Die Menschen in der Besetzung und ihrem Umfeld haben vielfältige und teils kontroverse Meinungen. Diese Meinungsvielfalt soll nicht zensiert werden, sondern gleichberechtigt nebeneinander stehen. Kein Text spricht für die ganze Besetzung oder wird notwendigerweise von der ganzen Besetzung gut geheißen.

Stellungnahme

In den letzten Wochen sind regelmäßig (bis auf Ausnahmen täglich, teils mehrmals täglich) Menschen mit Autos in die Nähe der Besetzung gekommen und haben den Motor aufheulen lassen, aus dem Fenster gebrüllt, Feuerwerkskörper am Waldrand gezündet oder aus dem fahrenden Auto Feuerwerk in den Wald geschossen. Dabei handelte es sich sowohl um einfache Feuerwerkskörper, um Römische Fackeln wie auch um Raketen bzw. Feuerwerksbatterien. Das war meistens abends. Tagsüber sind auch immer wieder Autos (vmtl. dieselben) vorbeigefahren und haben ununterbrochen gehupt.

10.4.: Am 10.4.2021 fahren tagsüber mehrmals mehrere Autos vorbei und hupen ununterbrochen. Am Abend kommen wieder mehrfach Autos und zünden Feuerwerk. Beim 1. Mal halten die Autos und platzieren sowie zünden das Feuerwerk am Wald, wonach sie schnell wieder wegfahren. Beim 2. Mal (um ca. 23 Uhr) wird Feuerwerk aus dem Auto in Richtung der Waldbesetzung gezündet/geschossen. Daraufhin gehen Menschen aus der Besetzung runter zur Straße. Beim 3. Mal (um ca. 23:30 Uhr) fahren zwei Autos aus Richtung Wolfegg in Richtung Oberankenreute. Aus dem einen Auto werden Feuerwerkskörper schon vor der Abzweigung nach Grund gezündet. Als Reaktion darauf fliegen Stöcke in Richtung des Autos (das gleiche, aus dem das Feuerwerk kam).

Das Auto dreht daraufhin wenige Meter nach der Einfahrt Richtung Grund nach links ab und fährt bei voller Fahrt über die dort befindliche Grünfläche und dabei mit Vollgas (gedrücktes Gaspedal!) durch eine Gruppe stehender Menschen, die beiseitespringen und die das Auto teils nur um wenige Handbreit verfehlt, überquert dann die Straße Richtung Grund und fährt mit unvermindert hoher Geschwindigkeit auf den gegenüberliegenden Grünstreifen, wo sich ebenfalls Menschen mit einem Sprung ins Gebüsch retten müssen.

Das Auto dreht kurz vor dem großen Baum ab und kommt mit einer Vollbremsung zum stehen. Menschen flüchten sich weiter in die Büsche, während die Insassen (bis zu 4 Personen) aus dem Auto springen. Es folgen Rufe der Menschen aus dem Auto wie: “Wir krigen euch alle!” Nach kurzer Beratschlagung rufen sie die Polizei. Bei dem Telefonat fällt der Satz: “Ich bin hier allein mit meinem Schwager.” Aus dem Gebüsch folgt der Widerspruch, das ganze Auto sei voller Menschen. Menschen kommen wieder hoch zur Besetzung und erzählen, was geschehen ist.

Es herrscht Unklarheit, ob die Menschen aus dem Auto tatsächlich die Polizei oder eher “Verstärkung” gerufen haben. Samuel ruft daraufhin ebenfalls die Polizei. Am Telefon berichtet die Polizei, nach Aussage der Autoinsassen seien Feuerwerkskörper aus der Besetzung Richtung Auto gezündet worden (diese Darstellung ist falsch). Bevor die Polizei kommt, halten noch 1-2 Mal Autos neben dem stehenden Wagen. Es herrscht teils Gewusel um die Autos, die Menschen scheinen sich zu kennen. Es ist nicht klar, was genau gemacht wird - ob Dinge oder Menschen umgeladen werden…

Die Polizei kommt, einige Menschen aus der Besetzung erklären sich bereit, mit der Polizei zu sprechen. Von ihnen werden Personalien aufgenommen und Vernehmungen durchgeführt. Die Aussagen der Autoinsassen (nun nur noch 2 Personen) sind nun, sie hätten ein anderes Auto (das ein nur teilweise - also bis auf die Stadtkennung - abgeklebtes Kennzeichen gehabt hätte) verfolgt, das Feuerwerk gezündet hätte. Durch einen Vorschlag der Polizei wird ein weiteres Gespräch zwischen Besetzung und Autoinsassen vereinbart, das kurz nach Abfahrt der Polizei stattfindet. Im Rahmen dieses Gesprächs äußern die beiden Autoinsassen verschiedene Drohungen:

  • Der Schaden am Auto müsse bezahlt werden, “sonst kommen andere Leute, wo das klären. Dann gibt’s hier keine Baumhäuser mehr und dann gibt’s hier auch keine Menschen mehr!”
  • Zu einer Person, die fast überfahren wurde: “Ja nächstes Mal fahr’ ich drüber dann halt!”
  • Als es zu keiner Einigung kommt: “dann klär’n wir das so; dann schick ich Leute!”

Info: Es gibt Menschen aus der Besetzung, die in der Situation beim “3. Mal” vor Ort waren und bereit wären, wenn nötig eine Zeug*innenaussage zum Hergang zu machen.