Pressemitteilung vom Ravensburger Klimacamp am 30. Dezember 2020
Klimagerechtigkeitsaktivist*innen errichten nach Räumung neues Baumhaus
Nach der am gestrigen Dienstag erfolgten Räumung errichteten die Klimagerechtigkeitsaktivist*innen des Ravensburger Klimacamps in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein neues Baumhaus. Mit ihrem Protestcamp weisen sie wie schon in den vergangenen 18 Tagen darauf hin, dass Stadt und Landkreis Ravensburg trotz ihres grünen Scheins nicht annähernd genug unternehmen, um ihren Anteil am demokratisch beschlossenen Pariser Klimaabkommen zu erfüllen und nach Art. 20a des Grundgesetzes die natürlichen Lebensgrundlagen für die zukünftigen Generationen zu schützen.
“Ihr könnt unsere Häuser zerstören, aber nicht die Kraft, die sie schuf”, erklärte gestern schon Klimacamperin Rosina Kaltenhauser (17). “Unser Klimacamp geht weiter.”
“Ich kann mir am Vorabend von Silvester auch etwas Schöneres vorstellen, als in der Kälte zu frieren und später wieder von der Stadt kriminalisiert zu werden”, erklärt Kaltenhausers Mitstreiter Samuel Bosch (17). “Das grüne Image der Stadt ist nur Schein. Nach Einschätzung von Wissenschaftler*innen zeichnet sich die Ravensburger Klimapolitik durch eine gewaltige Ambitions- und eine noch größere Umsetzungslücke aus.” Damit bezieht sich Bosch darauf, dass die Stadt ohne Rechtfertigung noch etwa doppelt so viele Millionen Tonnen CO2 zu emittieren gedenkt, als Ravensburg selbst bei wohlwollender Rechnung zustünde [1].
Die beteiligten Klimagerechtigkeitsaktivist*innen können auch nicht nachvollziehen, wie die Stadt zu ihrer Einschätzung gelangte, dass vom alten Baumhaus eine Gefahr für die Sicherheit und öffentliche Ordnung ausging. “Unser Baumhaus war professionell gebaut. Das nötige Fachwissen eigneten wir uns im Laufe vieler Wochen im Dannenröder Wald an. Die Traverse über die Obere Breite Straße hing in 12 Meter Höhe, weit oberhalb des Lichtraums der Straße, und auch diese war professionell gesichert. Wir brachten sogar Aushänge zum verwendeten Material, den Knotentechniken und den ergriffenen Baumschonungsmaßnahmen an.” [2] “Uns ist klar, dass der Stadt ein Banner, das auf ihre klimapolitische Verfehlung hinweist, nicht gefällt. Es gibt jedoch keine Gesetze gegen Banner dieser Art”, ergänzt Kaltenhauser.
“Außerdem warf uns die Stadt mangelnde Kommunikationsbereitschaft vor. Tatsächlich hätten wir nur zu gerne ein inhaltliches Gespräch mit Oberbürgermeister Rapp geführt, dieser befand aber in 18 Tagen Klimacamp Klimagerechtigkeit nicht eines Gesprächs für würdig”, so Kaltenhauser. Bürgermeister Blümcke war zu Beginn zwar für ein paar Minuten da, ein für den Folgetag angesetztes ausführlicheres Gespräch sagte er Minuten nach geplantem Beginn aber dann doch ab.
[1] https://ravensburg.klimacamp.eu/co2-budget/
[2] https://www.speicherleck.de/iblech/stuff/ravensburg-klimacamp/#52
[3] https://ravensburg.klimacamp.eu/
Korrekturen
Einige heute veröffentlichten Artikel zitieren Polizeipräsident Uwe Stürmer mit der Aussage, dass vom alten Baumhaus ausgehend eine Traverse über die Schussenstraße befestigt gewesen sei. Das ist nicht richtig, die Traverse hing über der deutlich weniger befahrenen Obere Breite Straße, wie zahlreiche Fotos belegen [3].
Einige Artikel sprechen auch davon, dass der zum Räumungszeitpunkt im Baumhaus befindliche Aktivist Samuel Bosch vor dem Sondereinsatzkommando in die Traverse “floh”. Das ist nicht richtig, Bosch begab sich in die Traverse, um ein Banner mit der Aufschrift “1,5 Grad” zu hissen.
Die Pressemitteilung von Stadt und Polizei spricht davon, dass die Aktivist*innen “Absprachen nicht eingehalten” hätten. Das ist nicht richtig, es gab abgesehen von der unstichhaltig begründeten Räumungsaufforderung keine Absprachen.
Hinweis
Auf Nachfrage schicken wir gerne den Räumungsbescheid der Stadt zum alten Baumhaus zu. Die Stadt hat nicht authorisiert, dass dieser veröffentlicht wird, doch Zitate können entnommen werden.
Ort des neuen Baumhauses
Das neue Baumhaus befindet sich an der Ecke Karlstraße/Eisenbahnstraße in 88212 Ravensburg. Koordinaten: 47°46'59.7"N 9°36'34.7"E.