Pressemitteilung vom Ravensburger Klimacamp am 29. Dezember 2020

Stadt demonstriert mit Baumhausräumung, wie sehr sie Klimagerechtigkeitsengagement von Jugendlichen schätzt

Seit 18 Tagen harren Schüler*innen verschiedener Klimagerechtigkeitsbewegungen auf ihrem Baumhaus aus, um auf kreative und friedliche Weise für die Einhaltung des demokratisch beschlossenen Pariser Klimaschutzabkommens zu demonstrieren. Diese legitime Zusammenkunft fand am heutigen Abend (29.12.2020) auf massiven Druck der Ordnungsbehörde ein jähes Ende.

Pünktlich zur Beginn der Ausgangssperre traf ein Großangebot von Polizei und Feuerwehr (etwa 60 Einsatzkräfte) inklusive Sondereinsatzkommando mit Hebebühne ein. “Mit einem enormen Aufgebot der Polizei wurde die komplette Straße weitläufig abgesperrt, um zu verhindern, dass solidarische Menschen zum Baumhaus kommen können”, kommentierte eine der Anwohner*innen, die zum Klimacamp eilte. Nachdem der Räumungsbeginn auf Social Media verkündet worden war, fanden sich innerhalb kürzester Zeit mehr als 40 Unterstützer*innen beim Klimacamp ein.

Im Laufe von etwa 1½ Stunden beendete das Sondereinsatzkommando die Besetzung, zerstörte das Baumhaus und entfernte alle aufgehängten Banner. Klimacamper Samuel Bosch (17) kletterte noch während der Räumung in die über die Straße gespannte Traverse, um ein Banner zu hissen, das auf die verantwortungslose Klimapolitik aufmerksam macht.

“Auf der einen Seite steht das klimapolitische Versagen unbeschreibbaren Ausmaßes. Die Regierung ist außerstande, angemessen auf die Klimakatastrophe zu reagieren, und stellt permanent Lobbyinteressen über das Wohl ihrer Bürger*innen. Nach jeder der vielen internationalen Klimakonferenzen sind die Emissionen immer weiter gestiegen! Auf der anderen Seite steht eine kleine Handvoll Jugendlicher, die in einem Baumhaus übernachten. Ist die Räumung wirklich verhältnismäßig?”, fragt Klimagerechtigkeitsaktivist Jonathan Oremek (16).

Zuvor drückte auch der stadtbekannte Professor Wolfgang Ertel seine Unterstützung aus: “Das ist eine ganz tolle und mutige Aktion, die die Unterstützung aller Bürger verdient, die mehr Klimaschutz wollen.” Professor Ertel wollte die Nacht eigentlich im Baumhaus verbringen. Die Räumung begann, als er nochmals für einige Minuten unten war.

“Wieder einmal zeigt uns der Staat mit der Räumung, wie er zu Klimagerechtigkeit steht. Sie ist ihm völlig egal. Es ist ja auch nicht ihre Zukunft”, erklärt Oremeks Kollegin Rosina Kaltenhauser (17) frustriert. “Hinzu kommt, dass die Polizei Äste abbrach und absägte. Wieso tat sie das? Wir achteten dagegen peinlich genau darauf, den Baum nicht zu verletzen und verwendeten stets Baumschoner. Zudem war das Baumhaus und die Traverse sicher gebaut, aus der Besetzung des Dannenröder Walds hatten wir uns die nötige Expertise angeeignet.”

Das Baumhaus fand regen Zuspruch in der Bevölkerung. “Ständig kamen Bürger*innen vorbei, die warmen Tee oder warmes Essen brachten. Auch über die Spenden sind wir sehr dankbar!”, blickt Klimacamper Samuel Bosch (17) auf die vergangenen 18 Tage zurück. “Klimacamps in anderen Städten drückten in Videobotschaften ihre Solidarität aus und werden die kommenden Tage Soli-Aktionen durchführen.”

Termin

Wie bereits angekündigt, findet am morgigen Mittwoch (30.12.) um 11:00 Uhr eine bündnisübergreifende Pressekonferenz statt. Neben mehreren Klimagerechtigkeits- und Umweltschutzinitiativen wird auch Professor Ertel anwesend sein. Die Pressekonferenz findet so nah wie möglich am Baum statt.

Videos der Räumung

Videos der Räumung werde in Kürze zur freien Verwendung auf ravensburg.klimacamp.eu veröffentlicht.